Seit zu vielen Jahrzehnten schon verlangen die Erwartungen eines zeitgemäßen Tourismus von Seiten der Stadt Heiligenhafen, Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der touristisch bedeutsamen Strände wie auch zur Sicherung der Küsten durchzuführen.
Dieses hatte mal mehr, und meist schnell auch wieder eher weniger Erfolg.
Aktuell ist zur Unterstützung einer guten Strandsaison in 2016 eine Maßnahme beschlossen, die an den Küsten Mecklenburgs hier und dort zu sehen ist, doch für die Gegebenheiten vor Heiligenhafen einfach nicht passt. Konkret soll ein seit bald 10 Jahren von formal ausgewiesenen wie auch selbstberufenen Experten diskutiertes Testbuhnen-Projekt angegangen und durchgeführt werden. Leider hat sich über die Jahrzehnte eine Verunsicherung bei den hier vor Ort maßgeblich Verantwortlichen eingeschlichen, so dass die Entscheidungen im Vertrauen auf guten Rat externer Fachleute nicht mehr auf Basis unseres eigenen, hier vor Ort sehr wohl vorhandenen Wissens erfolgen.
Seit Kindertagen habe ich dazu einen sehr unmittelbaren Bezug, und ebenso baufachlichen Hintergrund zu dieser komplexen Thematik. In der Hoffnung, dass Erfahrungen der Vergangenheit klug ausgewertet und mit einbezogen werden habe ich mich im letzten Jahrzehnt aus allen Diskussionen heraus gehalten, denn zu viele Köche verderben den Brei. Leider sind in den letzten Jahren, wie es auch schon vor 50 Jahren der Fall war, zwar sehr entschieden Meinungen dazu ausgetauscht worden, doch setzen diese offenbar nicht auf einer soliden Analyse der spezifischen Verhältnisse „unserer“ Küste vor Heiligenhafen auf. Stehen Meinungen gegen Meinungen, bleibt der sachliche Blick auf die Gegebenheiten auf der Strecke, und nun soll ein Weg gegangen werden, der auf die Hoffnung gründet, „diesmal würde der Sand bleiben“.
Schön wär’s…
Das „Testbuhnenprojekt“ ist allerdings kein Test, sondern ein tatsächlich fundamentaler Eingriff in die gegenwärtige Situation. Das könnte man noch akzeptieren, wenn im ungünstigten Fall die erhoffte Verbesserung ausbleibt, der Versuch uns aber nicht noch in eine fatale Sackgasse führt. In den mir zwischenzeitlich zugänglich gewordenen Planungs- und Durchführungsgutachten wird allerdings klar davon gesprochen, dass die beabsichtigten Maßnahmen keineswegs von dauerhafter Qualität bleiben werden, sondern der Sand –bestenfalls– eine wenigstens verlängerte Verweildauer haben wird. An zukünftig immer wieder durchzuführenden Strandverbesserungsmaßnahmen käme man trotzdem nicht herum.
Mir ist das zu wenig. Wollen wir auch weiterhin immer wieder „Geld in’s Wasser schmeißen“, das dann in der Gemeindekasse an so vielen anderen Ecken fehlt?
Die einsehbaren Planungsunterlagen weisen über rund ein Dutzend sehr gravierende und grundsätzliche Fehler in den getroffenen Annahmen oder der Einschätzung der relevanten Einflüsse auf. Ich finde es erschreckend, dass niemandem zu bedeutsamen Grundsatzfragen in den Sinn gekommen ist, diese mit der genauen Betrachtung der tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort abzugleichen. Eine zutreffende Bestandsaufnahme durch Felderkundung ist unerläßlich, doch ist das erkennbar unterblieben. Der von oben per Google-Earth Satellitenphoto getätigte Blick ist trügerisch und unzureichend. Allerdings auch sehr viel bequemer, als womöglich noch Nachts, bei Sturm und im Winter seltene heftige Niedrigwasserstände für die Analyse der Ist-Zustände zu nutzen .
Ein Versuch ist ja grundsätzlich konstruktiv, wenn es dadurch nicht noch zu einer Verschlechterung der Situation kommt. Doch genau das kann laut Ausführungsgutachten sehr wohl passieren!
Bitte lesen Sie die in der Webseite der HVB [www.hvbkg.de] unter „Aktuelles“ – „Neuigkeiten“ unten erreichbare Vorplanung zum „Testbuhnenfeld mit Strandaufspülungen vor dem Steinwarder“ (PDF-Download 59, Seiten 4 MB), und achten Sie besonders auf die Seite 26, Kapitel 5! Dort ist unter 5.1 Auswirkung der Testbuhnenfelder zu lesen: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Küstensituation durch den Bau der Buhnen weiter verschlechtert.
Was aber ist, wenn es infolge des vorgeblichen Versuches noch dürftiger um den Sand an den Stränden bestellt sein sollte? Gibt es finanzielle Mittel um zum vorherigen, immerhin leidlich stabilen Status zurück zu gelangen?
Nein, und so wird das große Experiment hier zu sehr langen Gesichtern führen…
Ein Pilot, der vom Flugplatz startet, nimmt doch wenigstens ausreichend Teibstoff mit um noch sicher wieder auf die Start- und Landebahn zurück zu gelangen. Was in Sachen des Testbuhnenfeldes ansteht, ist ein Abheben mit leerem Tank.