Der Artikel „Herwart bringt Böen der Stärke 12″ der Redaktion vom „Fehmarnsches Tageblatt“, online zu lesen unter www.fehmarn24.de, mit Datum 30.10.2017, beschreibt zutreffend den Durchzug von Sturmtief „Herwart“: Am Sonntag, den 29.10.2017, zog das heftige Sturmfeld in den frühen Morgenstunden von Westen (nicht allein) über Fehmarn wie auch Heiligenhafen hinweg. Zu Mittag war es bereits deutlich abgeflaut. Gegen 18:00 lagen die Windgeschwindigkeiten dann nur noch bei etwa 7 Bft und meist darunter.
Am Kieler Leuchtturm –ungestört und frei im Wind stehend– wurden so gegen 08:00 Uhr Orkanböen bis an die Windstärke 11 Bft. heran gemessen. Das entspricht dem eingangs erwähnten Zeitungsartikel, demnach die Fehmarnsundbrücke wegen Windgeschwindigkeiten von bis zu 115 km/h zeitweise sogar komplett gesperrt war. Soweit anderweitig von Böen noch größerer Windgeschwindigkeiten bis hin zu Windstärken jenseits der Zwölf die Rede ist, wage ich das in den Bereich von Messungenauigkeiten zu schieben. Sehr kleinräumige Turbulenzen durch Geländesprünge, Dach- und Gebäudekanten in der Nähe der Messwertaufnehmer können zu Wirbeln führen, die eine vorgeblich gemessene Windstärke mit einem Wert belegen, der zwar auf irgendeinem Display für geringste Zeit aufgetaucht sein mag und der Gier nach Sensationen Befriedigung verschafft, doch für eine Beschreibung des Wetters im Sinne Beauforts nicht wirklich taugt. Deshalb folge ich da der Darstellung des GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das die Wetterstation auf dem Kieler Leuchtturm betreibt:
[Hinweis: Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des GEOMAR; es handelt sich NICHT um offizielle Daten des DWD Deutschen Wetter Dienstes. Um Beachtung wird gebeten.]
Zu diesem Windverlauf kommen die Pegelstände des BSH hinzu:
Samstag den 28.10., lag der Pegel ab den Morgenstunden den restlichen Tag unterhalb des Normal-Null-Pegelstandes, zur Nacht hin über Stunden bei etwa 35cm unter NN:
Quelle: „www.pegelonline.wsv.de”
Die Windrichtung war den ganzen Samstag rein West. Dann lief der Wind in der Zeit des Sturmfeldes von West zu Nordwest (WNW) auf NW und zeitweilig bis auf NNW. Ab Tagesmitte etwa drehte der Wind dann wieder zurück bis unter NW. Ab Mitternacht dann bis an Montagmittag lief der Wind nochmals bis NW und auch NNW.
Der am Vortag, Sonntag, abends von 7 Bft. bis auf knapp noch 6 Bft. abgeflaute Wind blieb bis Montag in den späten Vormittag hinein um und bei 6 Bft., dann ging dem ganzen endgültig mehr oder weniger die Luft aus.
In der Gesamtbetrachtung war der Warderhaken in dieser Zeit nach Durchgang des Sturmfeldes einem erhöhten Wasserstand von rund einem Meter ausgesetzt. Das sind immer noch knapp 25 cm unter einem durchschnittlichen Hochwasser (MHW, 623 cm // NN = MW = 504 cm Pegel für Heiligenhafen), was nicht sonderlich viel ist. So war es vorhersehbar auch nicht nötig, die am Freitag begonnene Montage der mobilen Hochwasser-Schutzwand unter Hochdruck zum Abschluss zu bringen, weil der Überflutungspegel im Hafenbecken et. al. erkennbar nicht mehr erreicht werden würde.
Allerdings hielt sich der erhöhte Wasserstand über eine Zeit von 20 Stunden, was dann doch schon beträchtlich ist, zumal wenn immerhin starker Wind aus dem unangenehmen Sektor Nord-West wirkt. Dabei ist klar zu betonen, dass der Sturm mit zeitweise auch die Kategorie „Orkan“ erreichender Stärke selbst nicht in direkter Verbindung mit dem überaus beträchtlichen Sandverlust an den Badestränden hier steht. Tatsächlich hat der harte Wind die sich schon zuvor von weit östlich Fehmarn und der „Darßer Schwelle“ in Bewegung setzende Wassermenge niedergehalten, denn das Wasser musste gegen die vorherrschende Windrichtung durch den Fehmarnbelt nach Westen laufen. Alles weitere dazu hatte ich bereits schon vor dem eigentlichen Sturmgeschehen hier beschrieben.
Also: Nicht der Sturm „Herwart“ hat zu dem betrüblichen Sandverlust nun geführt, sondern ein ansonsten gar nicht ungewöhnliches moderates Hochwasser mit immer noch segelbarem Wind aus dem NW-Quadranten. Tatsächlich kreuzte am Sonntagabend noch ein von Gedser her kommendes, gar nicht großes, aber seetaugliches Segelboot die Heiligenhafener Fahrrinne hoch bis in den Yachthafen. Bei Orkan und Windstärken von 135 km/h wäre das ganz sicher nicht möglich gewesen!
Wenn also ein an sich nicht weiter dramatisches Geschehen so gründlich den (einstigen) Hauptbadestrand ausräumt, brauchen wir hier über Sandaufspülungen wahrlich nicht weiter mehr zu reden. Nachhaltig kann so ein Vorgehen nicht sein. Betrachten wir die in den letzten Jahren aufgespülten und herangekarrten Sandmengen, und setzen die einmal in Relation zu den STUNDEN mit Sturm, denen mehr schlecht als recht getrotzt wurde, dann verlieren die bisherigen Vorgehensweisen vollends Sinn und Berechtigung.
So, die Leser, die sich nicht schon nach 60 Worten davon gemacht haben weil ihnen meine Kritik ohnehin nicht passt, dürfen sich nun noch über ein paar bebilderte Ausführungen freuen:
Die von mir mit Augenzwinkern und doch mit Ernst so bezeichneten „Buhnisten“, die allein noch nur die Idee „durchlässiger“ Holzpfahlbuhnen und damit verbundene Hoffnungen verfolgen in Ermangelung besseren hydromechanischen Verständnisses, stellen gern Bilder in die Welt mit der Behauptung, ein Bild „sagt mehr als tausend Worte“.
Dann frage ich diese Leute mal: Was sagt dieses Bild?
Ich habe das mit einer digitalen Kompaktkamera von der Seebrücke aus mit Blick in Richtung Westen am Sonntag, den 29.10.2017 um 16:08 aufgenommen. Pegelstand 588 cm, also 84 cm höher als der Normalwasserstand. Und nein: Das Bild wurde in keiner Form nachbearbeitet, nur in den Rändern oben und unten beschnitten. Die Kamera (CoolPix P7000) hat ein optisch 7,1-fach vergrößerndes Objektiv. Zudem kann die Aufnahme digital noch eine 4-fach Vergrößerung erfahren. Insgesamt ergäbe das für das Kleinbild-Format (herkömmlicher Foto-Film) eine Brennweite von 800 mm. Das für die Photografen.
Das Bild ist auch kein kurioser Schnappschuss: Wer in der Zeit von etwa 14:30 bis 18:00 ebenfalls ein Bild von der Seebrücke aus in die gleiche Richtung gemacht hat, dürfte in einem detailvergrößerten Bildausschnitt das gleiche tosende Wasser finden und sehen. Wer mag sich denn bitte einmal an eine Erläuterung dessen wagen, was genau in dieser Aufnahme verborgen ist? Das „sieht doch jeder“? Nein!
Sind wir uns nun einig, dass ein Photo ohne Erklärung der abgebildeten Zustände und ohne Beschreibung der Rahmenbedingungen (Tag, Uhrzeit, Wasserstand, …) eben nicht die Aussagekraft hat, die gern ganz schnell und absolut behauptet wird?
Dazu ein Negativ-Beispiel, sogar doppelt: In Bild und Text!
(Quelle: Screenshot FB 28.10.2017)
Wie dort das gleiche Bild:
…sowie die „Totale“ dazu:
[Die beiden vorstehenden Bilder sind vom Dienstag, den 31.10.2017, jeweils 16:30 Uhr.]
Für Deckungsgleichheit hätte ich noch so zwei Meter weiter nach rechts ins Wasser gehen und die Augenhöhe verringern müssen. Auch so ist unschwer anhand eines Vergleiches der Pfahlköpfe und deren Gruppierung zu erkennen, dass die Aufnahmepositionen gleich sind.
Auch dazu wieder der Pegelverlauf aus der Quelle „www.pegelonline.wsv.de”:
Somit ist auch klar, um welche Buhnenreihen es sich in dem Eggers’schen Post genau handelt.
Nun zu den Bildaussagen:
Am Samstag, den 28.10., zum Aufnahmezeitpunkt der vom HVB-Buhnenberater Herrn Eggers bei Facebook eingestellten Bilder war noch kein „Sturm“. Es herrschten bis zu 7 Bft., das Sturmtief Herwart war erst im Anzug. Warum sollten das „perfekte Bedingungen auch für die Testbuhnen sein“? Woher nimmt Herr Eggers das?
Die Behauptung, die Buhnen hätten „in den letzten Monaten eine submarine Terrasse aus feinem Sand wachsen lassen“ ist genauso hanebüchener Unsinn. Meint Herr Eggers damit den in seinem Bild sichtbaren weißen Meerschaumstreifen parallel unterhalb der Kimm über die ganze Bildbreite hinweg? Nein, das sind Zonen des weit außerhalb des Einflusses der Testbuhnenfelder laufenden Sediment-Transports, die sich an Seepark ablösen und ihre Fracht vom Steilufer in den Bereich westlich der neuen Seebrücke und weiter transportieren.
Der Facebook-Thread-Ersteller Eggers kann eindeutig nur den parallel zwischen den Holzpfahlreihen nach rechts/seewärts hinauslaufenden Streifen brechender Wellen meinen. Die brechen und schäumen dort also, weil die Wassertiefe durch die submarine, feine Sandterrasse so entscheidend abgenommen hat? Bei Sturm also draußen, womit die Brecher keine Schäden mehr am Strand anrichten?
Wieder einmal DER großartige und überzeugende „Beweis“ für DIE unglaubliche Wirksamkeit der durchlässigen Pfahlbuhnen? Wer’s glaubt wird selig oder ist Buhnist…
…denn im gleich nachfolgenden Sturm dürfte dann ja nicht viel passiert sein, zumal es ja nicht einmal eine Sturmflut gab.
Zur Klarstellung: Die von Herrn Eggers behauptete „submarine Terrasse“ ist tatsächlich die alte, lange schon versunkene, viele tausend Tonnen schwere ehemalige Mole stromluv-seitig der einstigen Schiffahrtsrinne zwischen Stein- und Graswarder hindurch. Sie wurde nicht aufgenommen und beseitigt, sondern geriet nur vollends bei den Projektverantwortlichen der Testbuhnenfelder in Vergessenheit.
Hier nochmals das Bild!
Und nachstehend der Blick von gleicher Stelle nach See hinaus:
Die Mole ist wahrlich lang. Und: Allein sie sorgt dafür, dass nach Westen hin weit in das „Testbuhnenfeld“ hinein bei normalem Wetter ein Stillwasserbereich besteht, in dem sich mitgeführte sandige Schwebfracht der Strömung absetzen kann.
Wer das bisher nicht zur Kenntnis nehmen wollte, hat es ja wohl schlichtweg ignoriert um nicht mit der eigenen alternativen Wahrheit auf Grund zu laufen.
Und weiter: Es gab keine Schäden?
Bei Normalwasserstand werden die Buhnisten wieder mit den gleichen Bildern und Sprüchen kommen, die wir nun viel zu oft schon gehört haben: „Zwischen den Buhnen ist der Strand so sandig wie nie!“ Das ist momentan durchaus ja der Fall, aber nicht „durch“ oder „wegen“ der Eggers’schen Buhnen. Niemand darf verschweigen, dass der Sand allein von den tausenden Kubikmetern Sand entlang des Strandwalls ab Turm 5 bzw. von westlich der versunkenen Mole bis zur zweiten Seebrücke vor der DLRG-Hauptwache und darüber hinaus bis zur ersten ebenfalls ungepflegten und versackten Steinmole westlich davon kommt. Die Buhnen werden „ernährt“ von den massiv dort für nur kürzeste Verweildauer teuer hingeschafften Sandmassen, also mit Förder- und Stadtkassengeldern. Mit Ihren Steuergeldern! Die dann insbesondere fehlen, um andere dringende Aufgaben hier in Heiligenhafen anzugehen. Erhaltung der städtischen Infrastruktur, sozialer Wohnungsbau, und dergleichen mehr.