Jetzt nachts am Strand 27102017

Jetzt nachts am Strand

In meinem Beitrag „Die übersehene Mole bei Turm 5 – ein Wehr“ und den beiden dazu nachgeschalteten Kommentaren geht es ja um die tatsächliche bzw. aktuelle Lage am Strand, um das was wir sehen, was tatsächlich hydromechanisch dahinter steckt, die anstehende Wind-Saison und die Entscheidungs-Not der Stadtvertretung.

Dieses letzte Wochenende im Oktober bietet sehr verdichtet nun ein Wettergeschehen an, das jedem aufmerksamen Beobachter die Gelegenheit gibt, die schnellen und leider nachteiligen Veränderungen an unseren Stränden zu verfolgen.

Im letztem Abendlicht habe ich noch versucht, ein paar Photos aufzunehmen. Nicht, dass es in einiger Zeit wieder heißt, es wäre jetzt eine Sturmflut gewesen.
„Wir glauben, was wir glauben wollen!“ Nein, so nicht…

(Bild aufgenommen am 27.10.2017 um 18:19 Uhr bei Pegel 553 cm)

Also heute in der Nacht von Freitag, den 27. Oktober, auf Samstag, den 28. 10. 2017, haben wir eine kaum ungewöhnliche Wetterlage mit steifer Brise aus WNW (West zu NordWest) bei Aufnahme der hier gezeigten Bilder von etwa 290° Grad auf der 360° Windrose:
Die zweite  Aufnahme mit dem Holzpfahlkopf zeigt den seit der Sandaufspülung Ende Oktober 2016 bzw. nach der Rückhol-Baggerung im Januar 2017 bis gestern noch vollständig mit Sand überdeckten, höherstehenden ersten Rammpfahl der von Westen gezählt 6. Pfahlreihe des westlichen Test-Buhnenfeldes:

...sie sind wieder da! Ein Wunder des Buhnismus ;-))

Testfeld „West“ sechste Phahlreihe von Westen: Kopf des landseitig ersten und höherstehenden Markierungspfahls der durchlässigen Testbuhnen am 27.10.2017 gegen 19:46 bei Pegel 570 cm

Nun liegt der erste dieser Bezugspfähle, die für den „großartigen Erfolg“ der Pfahlbuhnen herangezogen wurden, wieder frei und ragt ein gutes Stück aus dem verbliebenen Sand heraus. Das wird sich bis morgen früh auch nicht mehr zum Besseren wenden.

Die Aufnahme entstand kurz vor 20 Uhr zum Zeitpunkt des Pegel-Maximums für heute Abend von 570 cm. Da „Normal-Null“ in Heiligenhafen bei 504 cm liegt, hatten wir demnach 66 cm höheres Wasser. Das ist mitnichten eine Sturmflut, zumal die Windstärke bei 6 Bft. bis nicht einmal an 7 Bft. heran ( Bft. = Beaufort-Windskala, eine die Seebedingungen beschreibende, gut nachfühlbare und bei Seeleuten gebräuchliche Einteilung ) noch immer moderat war.

Und dennoch: Wenn es wieder hell wird, jetzt Samstag, dann werden wir erneut sehen, wie besonders an Turm 5 der Sand um das kleine Huk herum, die „Ecke“ dort, fortgespült worden ist. Der wasserbauliche Hintergrund ist von mir ja in dem längeren, durchaus fachspezifischen Beitrag in den Grobstrukturen beschrieben worden. Das Ausmaß jetzt in dieser Nacht von Freitag auf Sonnabend hält sich allerdings noch sehr in Grenzen.

Wasserstandsanzeiger im ehemaligen Hafen der Stadt Heiligenhafen

Pegel / Wasserstands- anzeiger im ehemaligen Kommunalhafen der Stadt Heiligenhafen, nun Eigentum der HVB. Zeigt 63 cm über NN um 20:10 Uhr am 27.10.2017

Auch wird sich die links, also westlich vom Strandaufgang zeigende Kante am Spülsaum bei Hochwasserstand um 20 Uhr nicht so krass abzeichnen, wie es im Artikel der Lübecker Nachrichten vom 29. Dezember 2016 abgebildet war.
Der Grund ist ganz einfach, dass nun ja ohnehin nur ein kläglicher Rest der eigentlich doppelt eingebrachten Sandmassen (einmal die Aufspülung im Spätherbst 2016, dann die umfangreiche Aufbaggerung im Januar 2017) dort überhaupt noch vorhanden ist.

Nun, wer immer dieses hier liest bevor Samstag, der 28. Oktober 2017, verstrichen ist, der möge sich doch bitte zu den sehr späten Abendstunden oder besser noch am frühen Sonntagmorgen gegen 02:00 Uhr an die Küste begeben. Dann weht dort ein Wind, der sich Sturm nennen darf. In der Folge wird der Wind das Wasser so in Bewegung setzen, dass wir bei Hochwasserstand dann am Sonntagabend  –wenn der Wind längst schon wieder ein gutes Stück abgeflaut ist– sehen werden, wie diese gigantisch schwere Wassermasse in ihrer nicht aufhaltbaren Bewegung über die Strände strömt und streckenweise auch schießt.
Dem sollen die zierlichen Pfahlreihen etwas entgegen stellen? Nein, da braucht es bessere Konzepte, die es durchaus auch gibt. Diese sind hier in Heiligenhafen leider seit Jahrzehnten schon nicht bedacht oder erkannt worden. Das muss sich ändern.

Weiter so, fünf Jahre das fragwürdige Monitoring abwarten, immer wieder Sand aufspülen, bei jedem Sturmhochwasser Angst um die Widerstandskraft der bereits in der Substanz sehr angegriffenen Düne zwischen den neuen Hotelbauten hin zum Graswarder haben, auf Fördergelder schielen –die so oder so unser aller Geld sind– ohne auf die damit verbundenen Auflagen zu achten, …, nein, das muss aufhören.
Einen ersten Schritt dazu hat das Stadtparlament in der Sitzung am vergangenen Donnerstag, den 26.10.2017, durch erneute Ablehnung der Beschlussvorlage in Sachen „Sandaufspülungen“ ja schon gemacht. Auch wenn einer der Geschäftsführer der HVB, Herr Manfred Wohnrade, noch kurz vor Sitzungsbeginn draußen auf dem Rathaus-Hof zugegen war, wohl um als Souffleur in eigener Sache sein Interesse an „Sand am Strand – koste es was es wolle“ bis zum Schluß zu stützen  ….  um dann nicht einmal selbst als Zuhörer im Sitzungssaal zugegen zu sein.
Tourismusförderung zu Lasten der Stadtkasse — auch das muss aufhören!

Schon VOR dem Starkwind-Stauhochwasser war der Sand massiv abgetragen

Es ist irritierend wenn nicht gar verstörend, in der Sitzung der Stadtvertretung am Donnerstag, den 12. Oktober 2017, während der gesamten Erörterung mitanhören zu müssen, dass alle nur immer von der einen vorgeblichen Sturmflut in der Nacht vom 04. auf den 05. Januar sprechen obwohl sofort nach Beendigung der Aufspülarbeiten und besonders im Dezember 2016 der Sandabtrag begann.
Schon da war zu erkennen, dass die sieben „Testbuhnen“-Holzpfahlreihen im westlichen Feld bei nur moderat höherem Wasserstand nicht die geringste Wirkung entfalten um dem permanenten Sandverlust entgegen zu wirken. Von noch größerer Bedeutung ist, dass die Buhnenfelder einer Belastung des Ufers bzw. des Strandwalls durch brechende und anbrandende Wellen nichts, aber auch rein gar nichts entgegen zu setzen haben. In dem Bauplanungs- und Durchführungsgutachten steht entsprechend auch nichts dazu. Es fehlt jegliche Analyse erhoffter Effekte bei deutlich höherem Wasserstand!

Wie kann die gesamte „Diskussion“ so an der Realität vorbei laufen? Doch nur, wenn die Hoffnung auf Exculpation eine solch verzerrte Interpretation der nicht verstandenen hydromechanischen Prozesse herbei beschwört. Das ist „Buhnismus“, die fast religiös verblendete Beschwörung eines falschen Mantras, demnach „durchlässige Holzpfahlbuhnen wirken“. Nein, sie wirken nicht, und da braucht es keine weiteren vier Jahre eines intransparenten Monitorings.
Er wird nicht besser — egal wieviel Sand auch immer da noch wieder hingespült werden soll.
Tatsächlich lässt der hier nach extern auf die Lübecker Nachrichten / LN-Online verlinkte Artikel  http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Wenn-die-Ostsee-den-Sand-frisst über die Situation schon in der Vorwoche zur vermeintlichen Sturmflut, in der eigentlich nichts Ungewöhnliches passierte, hellhörig werden: Von Seiten der HVB gab es mitnichten auch nur das geringste Signal, frühzeitig über die Lage vor Ort Informationen auszutauschen. Für mich gab es da auch kein Herankommen, wie es sich im weiteren Verlauf des Sommers noch herausstellen sollte.
Das war auch zuvor schon Ende November 2015 so: Ich gab dem weiteren Geschäftsführer der HVB, Herrn Wohnrade einen Text herein, der kurz darauf dann von der Heiligenhafener Post abgedruckt wurde. Nein, Herr Wohnrade hielt es nicht einmal für nötig, auch nur kurz anzurufen. Es ist keine Führungskompetenz, Skeptiker am liebsten ganz kaltzustellen. Das nenne ich vor dem Hintergrund heutiger, belegter  Erfahrungen mit den verantwortlichen Leitern des städtischen Eigenbetriebes „wurschtige Ignoranz„. Und darüber lässt das Stadtparlament zu, dass die öffentliche Kasse leer gefahren wird?

Bitte, Herr Bürgervorsteher Grönwald, machen sie dem als oberster Interessensvertreter der örtlichen Bevölkerung ein Ende! Die Gemeindeordnung sieht Sie in dieser Position.